Mehr Revier sehen: Was One-Way-Charter so attraktiv macht

Was macht einen One-Way-Törn attraktiv?

Gerade in windreichen oder weiträumigen Revieren gilt die Regel, nach etwa einem Drittel der Strecke umzukehren, um rechtzeitig wieder im Ausgangshafen anzukommen. So bleibt genug zeitlicher Puffer, um einen stürmischen Tag ohne Stress abwettern zu können. Schöne Törnziele liegen dann manchmal zwar zum Greifen nah, aber doch außerhalb des machbaren Radius. Hier bieten sich durch einen One-Way-Törn tolle Möglichkeiten, deutlich mehr von einem Revier zu erkunden.

Was genau ist eigentlich ein One-Way?

One-Ways sind in der Regel entweder Überführungstörns, die meist zu Beginn und Ende der Saison stattfinden, oder ein Angebot der Vercharterer, Seglern längere Routen zu eröffnen. So erklärt sich auch die Preisgestaltung: Überführungen müssen ohnehin stattfinden, hier fallen für Kunden vornehmlich keine zusätzlichen One-Way-Gebühren an. Muss jedoch ein Skipper beauftragt werden, die Yacht zum Ausgangshafen zurückzubringen, werden Gebühren fällig.

Wie sehen die Kosten und Nachteile aus?

Die reinen One-Way-Gebühren für die Rückführung der Yacht starten ab ca. 300 Euro (für kürzere Strecken in der Türkei) bis zu weit über 1000 Euro auf manchen Karibik- oder Südsee-Routen. Dazu kommen häufig die Liegeplatzgebühren im Zielhafen für die letzte Nacht und ein Transfer zurück zum Ausgangshafen, falls man von dort abreist. Häufig verlieren Crews auch den letzten Chartertag, da die Yacht einen Tag früher im Zielhafen sein muss, um Zeit für die Rückführung zum Starthafen zu lassen.

Ein kurzer Überblick über die One-Way-Optionen

Viele One-Way-Charter ergeben sich entweder durch Angebote für Überführungstörns oder durch Anfragen auf Kundenwunsch. Während der Hauptsaison spielt dann für Vercharterer oft die Buchungslage eine Rolle bei der Entscheidung, ein Angebot zu erstellen. Die Buchung erfordert manchmal ein wenig Flexibilität in Bezug auf Termine und Ausgangshäfen. Im Folgenden geben wir einen kleinen Überblick über One-Ways, die wir regelmäßig möglich machen können.

Griechenland

Eines der beliebtesten Reviere für One-Ways im Mittelmeer ist Griechenland. Hier ergeben sich vor allem im Frühjahr und Herbst gute Möglichkeiten, wenn die Yachten aus dem Winterlager (hauptsächlich in Athen) in die kleineren Inselhäfen verlegt werden bzw. zum Saisonende dann wieder zurück. Aber auch in der Saison gibt es auf Nachfrage immer mal wieder One-Way-Optionen, z.B. zwischen den Festlandshäfen Athen bzw. Lavrion und Paros, Kos oder Rhodos. Auch kürzere Strecken wie Kos–Rhodos werden angeboten. Im Ionischen Meer gibt es die Chance, z.B. zwischen Lefkada und Korfu oder von Lefkada in Richtung Süden nach Zakynthos zu segeln. Eine tolle Möglichkeit, mehr von den ausgedehnten Revieren Griechenlands zu sehen.

Balearen und Kanaren

Rein saisonaler Natur sind die Überführungstörns zwischen den Balearen und Kanaren. Ab Oktober werden die Yachten einiger Vercharterer von Mallorca zu den Stützpunkten auf den Kanaren verlegt. Wer Lust hat, mal richtig Strecke zu machen, kann hier eine seglerische Herausforderung finden. Zwischen April und Mai werden die Yachten i.d.R. zurückgeführt.

Ostsee

Ähnlich verhält es sich an der Ostsee. Hier gibt es vor allem zu Saisonbeginn und -ende Angebote, Yachten vom Winterlager in Breege nach Flensburg und Rostock bzw. retour zu bringen. Wer im April oder Oktober segeln möchte, kann so einen attraktiven Törn zum halben Charterpreis buchen.

Etwas später (meist Ende Mai) starten die Überführungen nach Stockholm und Göteborg, in dem Fall zum regulären Wochenpreis. Nach der kurzen schwedischen Saison geht es Anfang September wieder zurück nach Deutschland.

Auch weniger bekannte Reviere sind möglich. Im Norden Norwegens wird beispielsweise die Route Tromsø–Harstad angeboten, die durch die beeindruckenden Fjorde und Sunde nördlich des Polarkreises führt.

Estland und Finnland lassen sich durch einen Törn Tallinn–Helsinki verbinden, Estland und Lettland durch einen One-Way nach Riga. Wer die schöne Westküste Estlands mit einem Besuch der Hauptstadt verbinden möchte, kann dies auf einem One-Way zwischen Tallinn und Haapsalu tun. Vor den Toren des kleinen Kurorts Haapsalu liegt das schöne Moonsund-Archipel. Alternativ sind dort auch die Häfen Kärdla und Pärdlu als Ziele möglich.

Kroatien

In Bezug auf Kroatien werden sicher bei einigen Lesern nostalgische Erinnerungen an die Zeit wach, als die Firma Ecker Yachting One-Ways kreuz und quer durch Kroatien anbot. Heute gibt es deutlich weniger Angebote, doch ein Törn von Kaštela/Split nach Dubrovnik ist nach wie vor möglich. Besonders für einen zweiwöchigen gemütlichen Törn durch den Süden Kroatiens ist dies eine schöne Möglichkeit. Während alle anderen umkehren, können Sie sich dann ganz in Ruhe die südkroatischen Inseln Lastovo, Mljet und das kleine Elaphiten-Archipel ansehen.

Italien

Um Sardinien abseits der Costa Smeralda zu entdecken, sind One-Ways von Carloforte an der Südwestküste in die sehr schöne Hafenstadt Alghero empfehlenswert (oder andersherum). Die wildromantische Westküste hat einen ganz anderen Charakter als der Norden. Alternativ sind auch Törns an der Ostküste bis nach Olbia oder Portisco möglich.

Auf Sizilien gibt es One-Way-Möglichkeiten zwischen den Häfen Portorosa, Marsala und Palermo. Neben den Liparischen und Ägadischen Inseln gibt es auch an der Nordküste Siziliens wunderschöne Buchten und Törnziele, die sich so entdecken lassen, zum Beispiel die Stadt Cefalù oder den schönen Golf von Castellammare.

Türkei

In der Türkei werden je nach Buchungslage One-Ways zum Beispiel zwischen Bodrum, Göcek/Fethiye, Orhaniye und Marmaris angeboten. Die Gebühren richten sich dann nach der jeweiligen Entfernung vom Ausgangshafen. So kann man zum Beispiel von den beliebten Häfen in der Bucht von Fethiye bis in den ruhigen Golf von Gökova segeln und dort die schöne Stadt Bodrum besuchen.

Portugal und Azoren

Von den Starthäfen Lissabon und Cascais sind One-Way-Törns entlang Portugals Südwestküste möglich, Zielhafen ist Portimão an der Algarve. Portugal ist für viele Segler noch ein recht unbekanntes Revier und sicher flößt der Atlantik auch Respekt ein. Doch der interessante Mix aus der Metropole Lissabon, der rauen Westküste und der entspannten Urlaubsatmosphäre der Algarve sorgt für einen abwechslungsreichen Segelurlaub.

Auf den Azoren gibt es Angebote für One-Ways mit dem Starthafen Ponta Delgada auf São Miguel und verschiedenen Zielhäfen auf den westlichen Nachbarinseln. So muss man die mindestens 75 Seemeilen zur mittleren Azorengruppe nur einmal überwinden und hat mehr Zeit für die Erkundung der Inseln.

Reviere außerhalb Europas

Besonders lohnend ist ein One-Way in Revieren, die man vielleicht nur einmal besucht. In der Karibik können die Gebühren recht hoch ausfallen, doch aufgrund der großen Entfernungen und der Pflicht, auf den Inseln ein- und auszuklarieren, ist die Option dennoch attraktiv. So erschließen sich zum Beispiel die gesamten Leeward Islands auf einem Törn zwischen Martinique und St. Martin ganz im Norden. Oder es geht von Martinique in Richtung Süden bis nach Grenada mit der Möglichkeit, mehr entspannte Tage auf den Grenadinen einzuplanen. Selbstverständlich sind je nach Anbieter auch kürzere Strecken möglich.

Oder träumen Sie eher von der Südsee? In Französisch-Polynesien gibt es Startmöglichkeiten in Raiatea, mit Zielhäfen entweder auf den Nachbarinseln Bora-Bora oder Huahine oder im Tuamotu-Archipel.

Interesse?

Ist Ihr Traumtörn dabei oder haben Sie einen besonderen One-Way-Wunsch? Wir stehen für Fragen und Beratung wie immer gerne zur Verfügung.

 

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2 comments

  • Moin,

    ich habe gerade Ihren Artikel „Mehr Revier sehen: Was One-Way-Charter so attraktiv macht“ gelesen. Darin wird erwähnt, dass man sich bei Interesse oder Rückfragen zu den Überführungs- bzw. One-Way-Törns gerne melden kann.

    Das klingt nach einer spannenden Möglichkeit, neue Reviere kennenzulernen und eventuell Meilen zu sammeln. Können Sie mir bitte mehr Informationen zu solchen Törns geben oder sagen, wo ich entsprechende Angebote finde?

    Viele Grüße
    Levin Matz

    Antworten
    • Hallo Herr Matz,

      vielen Dank für Ihre Nachricht.
      Am besten immer direkt anrufen, was Sie bereits getan haben 🙂

      Viele Grüße
      Marvin Kather

      Antworten

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