Sicherheit an Bord – Wichtige Maßnahmen für einen sicheren Törn
Ob Segelyacht, Katamaran oder Motorboot – Sicherheit an Bord ist das A und O für einen entspannten und unfallfreien Urlaub auf dem Wasser. Wer gut vorbereitet in den Törn startet, kann im Ernstfall schnell und richtig reagieren. Was tun, wenn plötzlich jemand über Bord geht – oder Feuer an Bord ausbricht? Damit solche Schreckmomente nicht zur Katastrophe werden, zeigen wir Ihnen, wie Sie sich und Ihre Crew optimal vorbereiten – egal ob auf Segelyacht, Katamaran oder Motorboot.
Sicherheit beginnt mit der Crew
Bevor es um Rettungswesten, Seenotsignale und Feuerlöscher geht, stellt sich eine ganz entscheidende Frage: Mit wem gehe ich überhaupt an Bord? Denn Sicherheit ist kein Ausrüstungsgegenstand – sie entsteht durch das Zusammenspiel der Menschen an Bord.

Ein Yachturlaub ist kein Hotelaufenthalt. Platz ist begrenzt, Privatsphäre ebenfalls, und kleine Missverständnisse können bei Seegang schnell große Auswirkungen haben. Besonders wenn Anfänger und Erfahrene gemeinsam unterwegs sind, ist es wichtig, Erwartungen und Erfahrungen offen anzusprechen:
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Wer übernimmt Verantwortung?
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Wer fühlt sich bei welchen Aufgaben sicher?
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Wer möchte lieber beobachten, statt mitanzupacken?
Der Skipper hat das letzte Wort – nicht aus Prinzip, sondern weil Entscheidungen auf See klar und schnell getroffen werden müssen. Alle an Bord sollten das akzeptieren und wissen, was im Ernstfall zu tun ist.
Ein ehrliches Gespräch vor dem Planen eines Urlaubs kann dabei Wunder wirken: Was macht das Leben an Bord anstrengend? Was passiert bei Seekrankheit, Schlafmangel oder Stress? Und wie geht man als Crew damit um?
💡 Tipp: Ein Sicherheitsbriefing vor Ort sollte nicht nur Technik zeigen, sondern auch das Zwischenmenschliche klären. Denn gute Stimmung ist ein Sicherheitsfaktor – und gute Vorbereitung der beste Anker gegen Unsicherheit.
Grundausstattung: Was auf keinem Boot fehlen darf
Vor jedem Ablegen sollten alle Crewmitglieder wissen, wo sich die wichtigsten Sicherheitsausrüstungen befinden und wie sie zu bedienen sind:
- Rettungswesten: Für jede Person an Bord muss eine passende Rettungsweste vorhanden sein – möglichst schon angepasst. Automatik-Westen mit integriertem Lifebelt erhöhen die Sicherheit bei Seegang. Achten Sie darauf, dass die Westen ohnmachtssicher sind und genügend Auftrieb für das jeweilige Körpergewicht und das geplante Revier haben. 100 Newton sind i.d.R. der Standard. Für Törns auf hoher See und unter extremen Bedingungen werden Westen mit 275 Newton empfohlen. Im Charter eher eine Seltenheit.
- Seenotsignale: Raketen, Rauchsignale, Signalpistolen (befinden sich selten an Bord) – diese Mittel retten im Notfall Leben. Prüfen Sie: Wo sind sie verstaut, wie ist der Zustand und funktionieren diese im Ernstfall?
- Feuerlöscher: Anzahl und Position prüfen – mindestens einer in der Nähe des Niedergangs oder der Pantry.
- Erste-Hilfe-Kasten: Sollte vollständig, aktuell und für alle zugänglich sein.
- Rettungsmittel: Rettungsring, Wurfleine, Rettungskragen mit Licht – alles sollte griffbereit liegen.
- Lenzpumpen & Seeventile: Funktion prüfen, Bedienung erklären. Elektrisch oder manuell – im Ernstfall zählt jede Sekunde.
- MOB-Vorbereitung: Wie verhält sich die Crew sollte ein Mensch über Bord gehen?
- DSC-Controller: Wo befindet sich der DSC-Controller am Funkgerät und in welchen Fällen sollte diese betätigt werden.
- Notpinne: Wo ist diese verstaut? Ist sie leicht zugänglich? Wie wird sie montiert?
- Rettunginsel: Prüfdatum kontrollieren. Passt die zulässige Personenanzahl zu meiner Crew?
- Tabelle mit Notfunksprüchen: Mayday, PanPan und Sécurité. Im Notfall vergisst man das Funk-Schema, da ist es hilfreich, ablesen zu können.
💡 Tipp: Machen Sie vor Törnbeginn ein kurzes Sicherheitsbriefing, welches Sie vor Ort wiederholen.
Sicherheitsrollen: Aufgaben klar verteilen

Wer hat welche Funktion an Bord und arbeitet wem zu? Ein Beispiel für eine mögliche Rollenverteilung an Bord:
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Skipper*In: Hat stets die Verantwortung und leitet ein Notfallmanöver ein.
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Co-Skipper*In: Unterstützt die verantwortliche Person an Bord mit seiner Erfahrung.
- Ruderführung: Übernimmt die Steuerung des Schiffes. Kann nach Einweisung von jedem Crewmitglied erfüllt werden.
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Funker: Kann durch die Co-Skipperin/den Co-Skipper ausgeführt werden. Die Person sollte einen amtlich anerkannten Funkschein besitzen und gutes Englisch oder die örtliche Landessprache sprechen.
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Navigator: Markiert Positionen. Prüft den richtigen Kurs auf der Seekarte.
💡 Tipp: Der Skipper ist in Manövern optimalerweise nicht direkt gebunden und überblickt die Gesamtsituation. Im Zweifel sollte er immer selbst eingreifen können. Deshalb ist es wichtig, seine Crew ausreichend einzuweisen.
Segelyachten: Sicherheit bei Lage und Manövern
Segelyachten bringen besondere Herausforderungen mit sich – vor allem durch Winddruck, Lage und manuelle Manöver. Das bedeutet:
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Arbeiten unter Schräglage: Auf Segelyachten bewegt man sich häufig bei starker Krängung. Daher: rutschfeste Schuhe, Haltemöglichkeiten nutzen, bei starkem Seegang lieber unter Deck bleiben, wenn nicht unbedingt erforderlich.
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Sicheres Segelhandling: Reffen, Segel bergen, Winschen bedienen – alles will geübt sein. Wer sich um welche Leine kümmert, sollte vor dem Manöver klar sein. Kommunikation ist hier ein Sicherheitsfaktor!
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Baumgefahr: Der Großbaum ist eine der häufigsten Verletzungsquellen – vor allem bei ungewollten Halsen. Der Baum darf nie unbeobachtet schwingen – ein Baumniederholer oder Bullenstander kann helfen.
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Lifelines & Sicherheitsgurte: Gerade bei Nacht oder bei schwerem Wetter unbedingt anlegen. Wer an Deck arbeitet, sollte sich an der Lifeline sichern.
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Manövertraining vorab: Wenden, Halsen, Anlegemanöver – auch mit einer erfahrenen Crew sollte man diese Übungen regelmäßig durchgehen.
Katamarane: Viel Fläche, andere Gefahren
Katamarane sind auf den ersten Blick sicherer – kein Kentern bei Lage, mehr Platz, keine nennenswerte Krängung. Aber:
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Größere Angriffsfläche für Wind: Katamarane haben hohe Aufbauten – das macht Hafenmanöver bei Seitenwind oft anspruchsvoller.
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Performance: Katamarane sind unter Segeln nicht so wendig wie ein Monohull und verhalten sich träge bei Kursen durch den Wind – also frühzeitig planen! Durch fehlende Krägung fehlt das Gefühl für den richtigen Reffzeitpunkt: Refftabelle beachten. Manöver in der Marina sind durch die beiden unabhängigen Motoren hingegen komfortabler.
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Vorsicht am Netz: Das Trampolin am Bug sieht einladend aus, ist aber bei Fahrt kein Spielplatz – schon gar nicht für Kinder oder Wellengang.
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Zwei Motoren = doppelte Verantwortung: Vor dem Ablegen sollte jeder wissen, wie beide Maschinen unabhängig voneinander bedient werden. Asymmetrischer Schub ist ein wertvolles Hafenmanöver-Werkzeug – aber nur, wenn man es beherrscht.
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Sicher an Deck bewegen: Die großen, ebenen Flächen verleiten zum Laufen ohne Festhalten – hier ist Disziplin gefragt, besonders bei Welle.
Motorboote: Geschwindigkeit, Technik und Tankgefahr
Motorboote wirken oft einfacher – Zündung, Gas, los. Doch gerade bei höheren Geschwindigkeiten und technischer Ausrüstung liegt die Tücke im Detail:
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Fahrt aufnehmen = Verantwortung übernehmen: Geschwindigkeit erfordert klare Kommunikation mit der Crew – besonders bei abrupten Manövern oder Bremsungen.
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Sitzplätze sichern: Bei Wellengang oder Manövern sollte jede/r sitzen oder sich festhalten. Kinder gehören nicht in den Bugbereich bei Gleitfahrt!
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Totmannschalter benutzen: Vor allem bei Solo-Fahrten Pflicht – ansonsten fährt das Boot im Kreis, wenn der/die Fahrer/in über Bord geht.
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Motorraum & Lüftung: Vor dem Starten lüften – Benzindämpfe sind hochentzündlich. Feuerlöscher bereithalten!
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Lärm und Kommunikation: Auf schnellen Booten ist die Verständigung eingeschränkt – klare Zeichen und vereinbarte Handzeichen sind hilfreich.
Fazit: Sicherheit beginnt vor dem Ablegen
Ein sicherer Törn beginnt mit guter Vorbereitung. Mit der Auswahl der richtigen Crewmitglieder legen Sie den Grundstein für ein angenehmes Leben an Bord. Nutzen Sie die Monate vor Törnbeginn für kurze Briefings und Knotenkunde. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit an Bord, um sich mit der Ausstattung vertraut zu machen und das gemeinsame Sicherheitsbriefing. Denn egal ob Segler, Katamaranliebhaber oder Motorbootfahrer: Wer im Ernstfall weiß, was zu tun ist, schützt Leben.
Eine sehr gute Übersicht zur Sicherheit an Bord und weiteren Themen liefern die Kollegen von blauwasser.de:
Ebenfalls sehr zu empfehlen sind die Beiträge der Seenotretter:




