Wind, Wellen, Weitblick – drei Wochen auf den Kanaren

  Wer: Frank Tiemer mit Freunden und Bekannten
Crewgröße: 10 Personen, 2 Crewwechsel
  Wann: 3 Wochen vom 12.04. bis 03.05.25 
  Route: Lanzarote  – La Graciosa – La Palma – La Gomera – El Hierro – La Gomera – Teneriffa – Fuerteventura – Lanzarote
  Level: Inselhopping/Streckentörn (anspruchsvoll)
  Segelstil: Segeln und Sightseeing
Wetter: Moderate Temperaturen mit mittleren bis starken Winden

Vorwort:

Seit 2017 zieht es uns immer wieder auf die Kanaren. Bisher meist zwei Wochen, dieses Mal drei – und was für drei Wochen: Unser achter Törn war ein echtes Highlight. Mit einer Pogo 44 segelten wir von Insel zu Insel, mit langen Schlägen, viel Wind, stillen Ankerbuchten – und drei Crews, die jede Herausforderung angenommen haben. Es ging nicht nur ums Meilenmachen, sondern ums Ankommen, Loslassen, Staunen, Improvisieren. Und um all das, was einen Segeltörn ausmacht: das Leben an Deck, im Wasser, am Herd – und unter einem Himmel voller Sterne.

12.04. – Ankunft und Vorbereitung

Am 12. April erreichte die sechsköpfige Crew die Marina Rubicón im Süden von Lanzarote, unser Ausgangspunkt für den dreiwöchigen Kanaren-Törn. Der erste Tag stand ganz im Zeichen der Vorbereitung: Nach dem Check-In und der ausführlichen Schiffsübernahme erfolgte eine Sicherheitseinweisung an Bord. Anschließend wurde die Zeit genutzt, um Proviant für die ersten Tage einzukaufen – insbesondere Grundnahrungsmittel, frisches Obst und Gemüse sowie ausreichend Wasser. Insgesamt rechneten wir mit ca. 1,5 Litern Trinkwasser pro Person und Tag, was sich als realistisch erwies. Dank eines Mietwagens konnte bereits zu Beginn ein Großteil des Bedarfs für die gesamte Reise gedeckt werden.

13.04. – Start nach La Graciosa

Nach einer letzten Vorbereitung legte die Crew am Mittag ab. Ziel war die Insel La Graciosa, nördlich von Lanzarote. Die Wetterlage hatte sich nach einem Tief mit westlichen und südwestlichen Winden beruhigt, sodass der Wind am 13.04. auf Nord drehte – ideale Bedingungen für einen ruhigen Start. Die Strecke war für einen ersten Tag sportlich: Aufgrund eines notwendigen Kreuzschlages lagen über 60 Seemeilen zwischen der Marina Rubicón und der Ankerbucht Playa Francesa, der einzigen legalen Ankerstelle vor La Graciosa. 

Im Ort Caleta del Sebo befindet sich ein kleiner Hafen, einige einfache Restaurants sowie ein Bäcker. Die Crew verzichtete jedoch auf den Besuch und ging direkt vor Playa Francesa vor Anker – nach vorheriger Anmeldung über den Vercharterer. Obwohl diese Anmeldepflicht selten kontrolliert wird, lag dieses Mal erstmals eine offizielle Rückmeldung vor, was auf eine zunehmende Kontrolle hinweist.

Wir erreichten gegen 23:00 Uhr die Bucht und warfen anschließend den Anker. Die Ansteuerung bei Nacht war problemlos. Ein erstes Getränk rundete unseren „Abend“ ab. Anschließend gingen wir schlafen, um den Vormittag nutzen zu können.

14.04. – 16.04. – Nachtfahrt nach La Palma

Am Morgen wurde die Bucht ausgiebig genutzt: Baden, Entspannen, gemeinsames Kochen und Energie sammeln für die kommende Etappe – ein gelungener Auftakt.

Gegen 14:00 Uhr hieß es wieder „Leinen los“ – Ziel war die etwa 240 Seemeilen entfernte Insel La Palma. Die Crew bereitete sich auf die längste Etappe der gesamten Reise vor: Eine Nonstop-Fahrt über 36 Stunden, die uns bei wechselnden Bedingungen durch die Nacht führte.

Das Radar kam zum ersten Mal aktiv zum Einsatz: Im Norden von Gran Canaria kam es zu einer echten Praxisprüfung, als ein Frachter auf Kollisionskurs erschien – zunächst nur auf dem Radar sichtbar. Beide Schiffe liefen mit 9 Knoten, was die Situation besonders spannend machte. Wir entschieden uns für ein Ausweichen aus dem Lehrbuch, das auch exakt funktionierte – für uns ein kleines Highlight der Nachtfahrt.

Aufgrund des sportlichen Segelns – zwischen 15 und 20 Knoten Wind, herrschte gute Stimmung an Bord. Sobald es dunkel wurde, wurde nach kurzer Zeit der Autopilot aktiviert – angenehmer, sicherer und deutlich gemütlicher bei Regen, Gischt und nächtlichen Temperaturen von 15–16 Grad.

Am 16. April liefen wir gegen 02:00 Uhr morgens in den Hafen von Santa Cruz de La Palma ein. Ursprünglich war ein Stopp in Tazacorte geplant, doch aufgrund fehlender Rückmeldung des Hafens wurde kurzfristig umdisponiert – ein Vorgehen, das sich auf den Kanaren zunehmend empfiehlt, da viele Häfen stark frequentiert sind und spontane Liegeplätze immer seltener werden. Trotz der Müdigkeit nach 36 Stunden auf See war die Stimmung bestens. Ein Anlegebier – oder Tee – durfte nicht fehlen. Die Crew war spürbar stolz auf die gelungene Etappe. Besonders bemerkenswert: die Disziplin in puncto Sicherheit. Tragen der Automatikwesten, korrektes Einpicken, verantwortungsvoller Umgang mit dem nächtlichen Segelbetrieb – ohne Zwang, sondern mit Verständnis und Augenmaß.

16.04. – Hafentag und Sight Seeing auf La Palma

Der Hafentag in Santa Cruz wurde genutzt, um die Stadt zu erkunden. Der Tag stand im Zeichen von Erholung und Entdeckung. Die Crew nutzte den Stopp in Santa Cruz unterschiedlich: Vier von uns mieteten direkt bei einer Station in Hafennähe ein Auto und fuhren hinauf zum Aussichtspunkt Roque de los Muchachos, dem höchsten Punkt La Palmas. Dort oben befindet sich nicht nur ein beeindruckender Krater mit Panorama-Wanderwegen, sondern auch eines der bedeutendsten Observatorien Europas – mit Blicken in über 13 Milliarden Jahre alte Galaxien.

Skipper und Co-Skipper blieben an Bord, um zu lesen, auszuruhen oder einfach die Ruhe nach der Nachtfahrt zu genießen. Am Nachmittag machten sich die beiden auf die Suche nach einem Restaurant – mit Erfolg. In einem Altstadthaus mit historischen Balkonen direkt in der Fußgängerzone wurde das Restaurant La Placeta entdeckt und für den Abend reserviert. Der gemeinsame Restaurantbesuch war fantastisch: leckere Speisen, lokale Weine und ein stimmungsvolles Ambiente in kleinen, charmanten Räumen.

Unerwartet kam es im Anschluss noch zu einem eindrucksvollen Erlebnis: Eine nächtliche Prozession durch Santa Cruz – mit teils befremdlich anmutenden, vermummten Figuren – offenbar Teil der regionalen Osterbräuche, wie sie auf den Kanaren vielerorts noch intensiv gepflegt werden. Am Tage wirkte es weniger gruselig.

17.04. – Weiter nach La Gomera

Am Morgen des 17. April hieß es Abschied nehmen von La Palma. Die Überfahrt nach San Sebastián de La Gomera wurde bei guten Windverhältnissen zügig bewältigt – stellenweise zeigte das GPS Geschwindigkeiten von bis zu 14 Knoten Fahrt über Grund. Die Crew nutzte moderne Navigationstechnik: Ein WAAS/EGNOS-unterstützter GPS-Empfänger auf dem iPad lieferte präzise Daten über Kurs und Geschwindigkeit.

18.04. – Gennakersegeln mit Knick

Für den heutigen Tag war  eine kurze Ausfahrt mit dem Gennaker geplant, doch eine Verletzung des Skippers – ein Umknicken – veränderte die Tagesplanung. Die Crew entschied solidarisch, die Segel ruhen zu lassen und den geplanten Abstecher auf das Wasser zu lassen.

Der Skipper gab indes Entwarnung und gemeinsam bereiteten wir das Auslaufen vor. Wir segelten bei moderatem Wind für etwa vier Stunden vor der Küste La Gomeras. Es war ein gelöster, freudiger Abschluss – begleitet von Delfinsichtungen, wie sie zwischen La Gomera und Teneriffa besonders häufig sind. Aufgrund des vielfältigen Ökosystems in dieser Meerenge gilt es als  eines der besten Gebiete für Wal- und Delfinbeobachtungen im gesamten Atlantik – ein Erlebnis, das viele Crewmitglieder nachhaltig beeindruckte.

19.04. – Crewwechsel in San Sebastián de La Gomera

Am Morgen des 19. April erfolgte der Crewwechsel direkt in San Sebastián, einem ideal gelegenen Hafen mit gutem Fähranschluss nach Teneriffa. Der abreisende Teil der Crew verließ gegen 8:30 Uhr das Schiff, die neue Crew traf am Nachmittag ein. Diese Form des Wechsels – nah an der Fähre, fußläufig zum Hafen – hat sich auf früheren Törns bereits bewährt.

Nach dem Ankommen der neuen Crewmitglieder und der Sicherheitseinweisung wurde gemeinsam gekocht und die neue Konstellation konnte sich in entspannter Atmosphäre kennenlernen. Ein Restaurantbesuch entfiel – auch, um die Verletzung des Skippers weiter auszukurieren. Rund um den Plaza de la Constitución befinden sich zahlreiche Restaurants, wo jeder Geschmacksnerv befriedigt wird. 

20.04. – Inseltour La Gomera

Der Sonntag wurde als Inselerkundungstag genutzt. Die neue Crew mietete sich einen Wagen und erkundete La Gomera auf eigene Faust. Highlights waren unter anderem der Nationalpark Garajonay mit seinem sagenumwobenen Nebelwald, die Nordküste mit ihren felsigen Buchten sowie die Aussichtspunkte in den Hochlagen der Insel. Besonders lohnenswert war ein Besuch am Strand Playa y Baja de la Sepultura im Norden – abgelegen, rau und naturbelassen.

21.04. – Überfahrt nach El Hierro

Nach gründlicher Boots- und Sicherheitseinweisung der neuen Crew legten wir mit der Pogo 44 gegen 13:30 Uhr in San Sebastián ab. Unser Ziel war der Hafen Puerto de la Estaca auf El Hierro, der nach rund 12 Stunden Überfahrt am späten Abend erreicht wurde. Der Kurs führte bei Raumschotswind über den offenen Atlantik – bei stabilen Bedingungen und guter Laune an Bord. Aufgrund des Windes aus Nordnordost war mindestens ein Vorwind-Kreuzschlag nötig. Um den Windschatten Gomeras zu meiden, wählten wir diesen möglichst weit südlich. Doch typisch für die Kanaren: Trotz guter Planung gerieten wir dennoch in eine Flaute im Lee der Insel. Nach etwa einer Stunde unter Motor setzten wir erneut die Segel – und konnten mit stabilem Wind auf Kurs 270° direkt in Richtung La Estaca segeln.

22.04. bis 23.04. – El Hierro: Natur pur erleben

Die nächsten zwei Tage verbrachte die Crew auf El Hierro, der naturbelassenen und touristisch am wenigsten erschlossenen Insel der Kanaren. Mit Blick auf unseren geplanten Aufenthalt brachten wir am Morgen die Baumpersenning an, um das lichtempfindliche Hauptsegel vor der aggressiven Sonneneinstrahlung zu schützen.

Die Inseltour führte zunächst hoch in den Kraterrand bei Valverde, durch den feuchten Nebelwald mit seinen mit Flechten behangenen Bäumen – eine mystische Landschaft, die stark an verwunschene Märchenwälder erinnert.

 

Weiter ging es ins Dorf Frontera, wo man in einem kleinen, authentischen Restaurant, Restaurante La Bodeguita de Fa, gegenüber der Kirche einkehrte – einfach, bodenständig und von Einheimischen besucht. Nach kurzer Verdauung fuhr die Crew in die abgelegene Region El Sabinar, bekannt für ihre windverformten Wacholderbäume – ein ikonisches Naturmotiv El Hierros. Die Anfahrt über längere Schotterpisten war abenteuerlich, aber lohnend.

Der Tagesausflug wurde durch eine Fahrt in den trockeneren, südlichen Teil der Insel ergänzt, wo die Crew die Aussicht auf das Meer und das intensive Licht in den Kiefernwäldern genoss – ein starker Kontrast zur feuchten Nordseite.

Am Folgetag erfolgte eine Erkundungsfahrt in den Süden der Insel. Ziel war ein Strandbesuch an der Playa de La Restinga. Hier ließen wir es uns gut gehen und erklärten den Tag für fröhlich.

24.04. – Zurück nach San Sebastiàn

Die Rückfahrt von El Hierro nach San Sebastián de La Gomera begann gegen 09:30 Uhr und entwickelte sich zu einem anspruchsvollen, aber lohnenden Segeltag. Bei nördlichen bis nordwestlichen Winden waren häufige Kreuzschläge nötig – teilweise mit einem Wendewinkel von über 120°, bedingt durch Strömungseinflüsse. Besonders herausfordernd war erneut der Windschatten von Gomera: Trotz fehlendem Wind herrschte dort spürbare Welle, was das Vorankommen erschwerte.

Durch vorausschauende Planung entschieden wir uns für einen großen Kreuzschlag westlich des Windschattens, um uns weiter nördlich hochzuarbeiten. Erst danach näherten wir uns Gomera und liefen unter Maschine entlang der Küste in ruhigerem Gewässer Richtung Hafen – eine Taktik, die sich bewährte. Die Ankunft in San Sebastián erfolgte gegen 21:30 Uhr nach rund zehn Stunden auf See.

25.04. – Fahrt entlang der Steilküste von Los Gigantes

Am nächsten Tag segelte die Crew an der spektakulären Steilküste von Los Gigantes entlang – ein Wunsch vieler Mitsegler. Die imposanten Felswände, die direkt aus dem Atlantik aufsteigen, boten einen eindrucksvollen Anblick. Da der Wind in diesem Küstenabschnitt häufig abflaut, musste zeitweise auch der Motor genutzt werden. Ein Einlaufen in den kleinen Hafen „Puerto de Los Gigantes“ war mit unserem Tiefgang (3,20 m) nicht möglich. Die Pogo 44 verfügt zwar über ein Kielschwert, welches die Hafeneinfahrt (bis 1,50 m) möglich gemacht hätte, dennoch wollten wir direkt nach Las Galletas.

Am späten Nachmittag erreichten wir Las Galletas im Süden Teneriffas. Der Hafen ist funktional, aber in Teilen in die Jahre gekommen. Die Toiletten lassen sich z.B. nicht mehr abschließen. Wir würden jeder Crew empfehlen, ein Restaurant östlich der Marina aufzusuchen. Die Essensangebote direkt an der Marina sind sehr touristisch und weniger überzeugend. Unser Ziel war das Restaurant Le Grand Bleu – früher ein Geheimtipp für Thunfisch, inzwischen jedoch eher teuer und weniger liebevoll in der Zubereitung. Deshalb nur noch bedingt empfehlenswert, für uns war es dennoch ein gelungener Abschluss der zweiten Woche.

26.04. – Crewwechsel in Las Galletas

Am Samstag stand der nächste Crewwechsel an. Da alle Mitsegler ihre An- und Abreise mit ein paar Tagen auf Teneriffa kombiniert hatten, verzichteten wir bewusst auf Ausflüge. Stattdessen lag der Fokus auf dem Kennenlernen der Yacht, der Sicherheitseinweisung und dem gemeinsamen Einkaufen für die dritte und letzte Woche.

27.04. – Gegen an nach Santa Cruz

Bei nordöstlichem Wind starteten wir gegen 11:30 Uhr in unsere letzte Segelwoche – mit Kurs auf „Santa Cruz de Tenerife“. Die ursprünglich geplanten 40 Seemeilen wuchsen durch ausgedehntes Kreuzen auf gut 60 Seemeilen an. Der gesamte Tag war geprägt von kräftigem Wind zwischen 25 und 35 Knoten, besonders in der bekannten Düse zwischen Teneriffa und Gran Canaria, die an ihrer schmalsten Stelle die stärkste Ausprägung zeigte – ein klassisches Beispiel für die „Wind Acceleration Zones“ der Kanaren.

Die Crew segelte konzentriert in sauberen 10-Meilen-Schlägen, um die Verkehrstrennungsgebiete gezielt zu umfahren. Trotz hoher Anforderungen blieb die Stimmung an Bord hervorragend – spätestens als eine Bugwelle das Cockpit flutete und alle klatschnass und lachend zurückblieben. Die Pogo zeigte sich von ihrer besten Seite: 7 Knoten Fahrt durchs Wasser standen rund 6 Knoten über Grund gegenüber, die VMG (Velocity Made Good) lag bei 4 Knoten – somit benötigten wir für die Überfahrt gut 10 Stunden. Präziser Trimm, souveränes Handling und ein perfekt gesetzter Barber Hauler sorgten für volle Performance.

Wir erreichten, wie üblich, die Marina bei Nacht und machten gegen 23:00 Uhr fest. 

28.04. – Entspanntes Halbwindsegeln von Teneriffa nach Gran Canaria

Die Überfahrt von Teneriffa nach Gran Canaria war ein entspannterer Schlag im Vergleich zum Vortag. Mit 15 – 20 Kn Wind überquerten wir die Passage.

Die Ankunft erfolgte dieses Mal (noch) im Hellen – eine Seltenheit auf diesem Törn. Nach etwa 11 Stunden erreichten wir gegen 20:30 Uhr den Hafen von „Muelle Deportivo de Las Palmas“. Die Nacht verbrachten wir an der Außenmole der Rezeption. Der uns zugewiesene Platz sollte erst am nächsten Tag genutzt werden. 

Am Abend wurde wie gewohnt an Bord gekocht. Große Restaurantbesuche lohnten sich nicht mehr, da die meisten Lokale bereits gegen 21 Uhr schlossen. Die Crew war inzwischen so gut eingespielt, dass Anlegemanöver und das Festmachen reibungslos abliefen. Mit einem kleinen Ritus für Rasmus und einem wohlverdienten Anlegebier wurde der Tag abgeschlossen.

29.04. – Hafentag mit Landgang und Planung

Wie mit der Marinarezeption besprochen, legten wir unsere Yacht an den uns zugewiesenen Platz und begannen mit den Vorbereitungen für unseren Inseltag. Der Hafen – zugleich Industrie-, Fähr- und Freizeithafen – erwies sich als weitläufig, die Marina selbst ist die größte der Kanaren.

Die Stimmung unter den Hafenmitarbeitern war anfangs etwas schroff, aber durch ruhiges und freundliches Auftreten wandelte sich der Umgang schnell. Die Crew verstand es, mit respektvoller, aber klarer Kommunikation für ein gutes Miteinander zu sorgen. 

Während unser Skipper verletzungsbedingt an Bord blieb, erkundete der Großteil der Crew per Mietwagen den weniger touristischen, verregneten Norden der Insel. Die Route führte durch das bergige Landesinnere bis nach Agaete – ein Hafenort, der für Yachten ungeeignet ist, aber landschaftlich viel zu bieten hat. Puerto de las Nieves war ein Zwischenziel, dazu ein kleines Café in einem abgelegenen Bergdorf. 

Abends kehrte die Crew zurück und genoss ein letztes Abendessen in einem bodenständigen, kleinen Tapaslokal mit Stehtischen. Der noch humpelnde Skipper wurde mit dem Auto bis zum Restaurant gebracht – der Zusammenhalt an Bord war erneut spürbar. Die Stimmung war herzlich, geprägt von vielen kleinen organisatorischen Anekdoten, die den Tag abrundeten.

30.04. – Überfahrt nach Fuerteventura

Der letzte große Inselsprung lag vor uns. Unser Plan, direkt nach Carralejo, im Norden Fuerteventuras, zu segeln, wurde schnell verworfen. Ursprünglich sollte der Wind im Laufe des Vormittags von Nord auf Nordwest und später auf West drehen. Dies hätte uns einen angenehmeren Kurs entlang der Westküste Fuerteventuras und weiter nach Carralejo ermöglicht. Tatsächlich blieb der Wind jedoch beständiger aus Nordnordwest – nicht ganz optimal, aber beherrschbar. Wir entschieden uns, die Bucht des Playa el Puertito im Süden Fuerteventuras anzusteuern.

Um 12:30 Uhr verließen wir unseren Liegeplatz. Knapp 50 Minuten später setzten wir die Segel. Dabei verabschiedete sich ein Mastrutscher. Nach kurzer Rücksprache mit dem Eigner der Yacht gab es Klarheit und das Segel wurde weiterhin voll belastet. Der Wind flachte stündlich ab, sodass wir uns 13 nm vor unserem Ziel mit 4,5 Knoten Wind entspannt auf das Ankern und den Abend vorbereiteten. Gegen 22:00 Uhr warfen wir den Anker und waren glücklich über unsere Entscheidung, Corralejo erst am letzten Tag anzusteuern.

01.05. – Zum verhinderten Stadtbummel nach Corralejo 

Wie gewohnt verbrachten wir den Vormittag mit einem kurzen Badeausflug. Nach einem ausgedehnten Frühstück holten wir gegen 11:30 Uhr den Anker herauf und setzten die Segel. Der Wind kam vorwiegend aus WSW und drehte erst am frühen Abend auf NW. Dadurch passierten wir überwiegend mit Raumwind die Westküste Fuerteventuras.

Die Bedingungen erlaubten uns einen durchgehenden Segeltag, ohne auf die Maschine zurückgreifen zu müssen. Der Wind kam mit etwa 18–22 Knoten, in Böen mehr, das Boot lief hervorragend und die Crew war motiviert. Wir machten gute Fahrt – streckenweise über 10 Knoten – und genossen die letzte große Etappe dieses Turns.

Unsere vorläufige Liegeplatzanfrage blieb unbeantwortet, weshalb wir per Funk Kontakt aufgenommen haben. „Corralejo is broken“ lautete die unerfreuliche Rückmeldung. Angeblich war die Marina gesperrt. Somit fiel unser geplanter Ausflug nach Corralejo sprichwörtlich ins Wasser. Das Restaurant „Cofradia de Pescadores“ wäre ansonsten unser Ziel für den Abend gewesen. Es ist jetzt nicht herausragend, aber in den vergangenen Jahren hatte es ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, mit sehr freundlichem Service. Der Marinero am Funk empfahl uns, vor der Marina zu ankern. Erfahrungsgemäß ist der Schwell relativ heftig, weshalb wir uns widerwillig darauf einließen. Wir überlegten zwar noch nach Lobos auszuweichen, beließen es schlussendlich beim Ankern. Um 23:00 Uhr lagen wir zwar relativ unruhig, aber fest vor der Marina. Die Nacht war ruhiger als erwartet, sodass es keinen Grund zur Beunruhigung gab.

02.05. – Rückfahrt nach Lanzarote

Am Morgen des 2. Mai wachten wir vor Corralejo auf – unser Ankerplatz lag ruhig und geschützt im Südosten der Stadt. Der Wind hatte sich über Nacht komplett gelegt, die See war flach, die Stimmung an Bord entspannt. Nach dem Frühstück nutzten wir den Vormittag für einen ausgedehnten Badetag vor Anker bei Lobos, nur ca. 2 Seemeilen östlich von Corralejo. Am späten Nachmittag hieß es dann: letzte Etappe zurück zur nach Lanzarote. Der kurze Schlag bot die perfekte Gelegenheit, dass jedes Crewmitglied noch einmal für rund zwei Meilen die Pinne übernahm – welch ein Spaß!

Gegen 18:30 Uhr erreichten wir die Bucht „Playa Blanca“. Statt direkt in den Hafen Rubicón einzulaufen, entschieden wir uns, die Nacht vor Anker ausklingen zu lassen. Nachdem wir sicher festgemacht hatten, begann das Aufklaren: persönliche Sachen wurden gepackt, letzte Bordarbeiten erledigt, technische Details dokumentiert. Die Crew arbeitete routiniert zusammen, und so blieb trotz aller Aktivität eine gewisse Gelassenheit an Bord. 

Der Ankerplatz in der geschützten Bucht bot genug Ruhe für eine letzte Bordmahlzeit. Der Abend klang mit einem Glas Wein und Rückblicken auf den gelungenen Törn aus – ein würdiger Abschluss eines intensiven, lehrreichen und sehr abwechslungsreichen Segelabenteuers.

03.05 – Rückkehr und Abschied

Ein letztes gemeinsames Frühstück an Deck markierte den Übergang vom Bordleben zurück in den Alltag. Es wurde gelacht, resümiert, Fotos getauscht – und ein bisschen Wehmut machte sich breit. Um 09:00 Uhr erreichten wir (wieder) unseren Ausgangspunkt, den wir vor 3 Wochen verlassen hatten.

Gegen Mittag erfolgte der Check-out mit dem Vercharterer, der reibungslos und unaufgeregt verlief. Die Übergabe war schnell erledigt, kleinere Gebrauchsspuren wurden akzeptiert, das Schiff war in gutem Zustand. Schrittweise verabschiedeten sich die Crewmitglieder, manche mit Anschlussplänen auf der Insel, andere direkt zum Flughafen. Der Abschied fiel nicht leicht, zu intensiv waren die gemeinsamen Erlebnisse der letzten Wochen.

Der Törn endete, wie er verlaufen war: mit gegenseitigem Respekt, Teamgeist und vielen bleibenden Eindrücken von Wind, Wasser und dem Miteinander auf See.

Fazit:

Diese Kanarenrunde war ein voller Erfolg – und bleibt kein einmaliges Abenteuer. Für 2026 oder spätestens 2027 ist eine Wiederholung geplant. Die Kombination aus sportlichen Langstreckenetappen und genügend Zeit für Land und Leute kam bei allen Teilnehmenden gut an. Klar ist auch: Ohne die Performance der Pogo 44 wäre dieses Programm in der Form nicht machbar gewesen.

Sie möchten auch die Kanaren kennenlernen? Frank Tiemer freut sich über Interessenten für die zukünftigen Törns. Gerne stellen wir den Kontakt her!

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