Törnbericht: Zum Saisonstart nach Mitteldalmatien – Šolta, Brač, Vis und Paklinski-Inseln

🙋 Wer: unser Kollege Jan und seine Crew
👥 Crewgröße: 4 Personen
📆 Wann: Nebensaison, 1 Woche vom 29.4. bis 06.05.23
📍 Route: Kaštela – Maslinica (Šolta) – Milna (Brač) – Komiža (Vis) – Palmižana (Paklinski-Inseln) – Kaštela
📶 Level: einfach (einfach – mittel – anspruchsvoll)
Segelstil: Entspannung
Wetter: Sonnenschein, Flaute und Starkwind
🔗 Kapitel: Törnbericht – Zum RevierWind und WetterVor OrtLiteratur

 

Wir haben in der Vorsaison für eine Crew von vier Personen eine Sun Odyssey 349 von 2019 als Zweikabinen-Version ab Kaštela gechartert. Die Yacht hat ein Lattengroß und Genua, einen Tiefkiel von 1,90 m sowie doppelte Ruderblätter und ist damit sportlich genug, um in einer Woche trotz der mäßigen Länge genug Meilen zu machen und einige der Inseln südlich von Split anzulaufen. Außerdem ist die Nasszelle groß genug für eine separate Dusche und das Schiff ist mit Solarpaneelen ausgerüstet, was auf einem 34-Fußer ein eher seltener Luxus ist. So können wir unter Segeln den Kühlschrank laufen lassen, ohne immer mal wieder den Motor bemühen zu müssen und zum Segeln sind wir schließlich nach Kroatien gekommen.

Am Samstag landen wir in Split, unser Fahrer des vorab organisierten Transfers bringt uns zur Marina Kaštela, die etwa 20 Minuten Fahrt entfernt liegt. Dort übernehmen wir am frühen Nachmittag unsere Yacht, verproviantieren uns im nahegelegenen Supermarkt und lassen den Abend bei einigen Gläsern Wein ausklingen. Unser Ziel für die Woche sind die zahlreichen Inseln südlich von Kaštela, die Crew ist sich aber einig, dass wir flexibel sind, was die genaue Törngestaltung angeht, zumal für den Großteil der Woche eher wenig Wind angesagt ist.

Unsere Charteryacht Sun Odyssey 349

Tag 1: Kaštela – Maslinica (Šolta)

Am Samstag stehen wir früh auf, um vor dem Gros der Crews aus der Marina zu kommen, da trotz Vorsaison schon einige Yachten in der Marina mit Chartercrews belegt sind. Bei wenig Wind laufen wir aus der Kaštelanski Zaljev-Bucht aus und steuern unter Motor unser erstes Zwischenziel an: Die Blaue Lagune vor der Insel Drvenik Mali. In hellblauem Wasser lassen wir den Anker fallen und schwimmen eine erste Runde. Beim Schnorcheln fällt dann auf, dass sich der Anker im felsigen Grund nicht eingegraben hat, sondern sich nur mit der Spitze hinter einem Felsvorsprung verkeilt hat; da verzichten wir dann doch lieber auf einen ausgiebigen Landausflug und lassen für alle Fälle einen Teil der Crew immer an Bord.

Nachmittags holen wir den Anker hoch und steuern das nahe gelegene Maslinica an, wo wir die Nacht in der Martinis Marchi Marina verbringen wollen. Die Marina ist klein, aber modern, der Ort selber überschaubar, daher verbringen wir den Abend an Bord und verarbeiten die Eindrücke des ersten Segeltages.

Hinter uns die Bucht von Kaštela, vor uns eine Woche Urlaub.

Tag 2 & 3: Maslinica – Milna (Brač)

Am kommenden Morgen geht es weiter nach Südosten, unser Ziel ist ein Zwischenstopp am berühmten Goldenen Horn (oder auf kroatisch Zlatni rat). Mittags frischt der Wind etwas auf und wir lassen unter Segeln Šolta an Backbord hinter uns und genießen den Anblick auf die felsige Südküste von Brač. Als wir am Nachmittag Stari Grad auf der Insel Hvar passieren, funken wir den dortigen Hafenmeister an, um uns nach der Auslastung der Marina zu erkundigen. Für die Nacht und den kommenden Tag sind Windstärken bis 30 Knoten angesagt, da wollen wir doch lieber in einer geschützten Marina statt vor Anker liegen. Die Antwort ist ernüchternd: Es seien nur noch wenige Plätze frei, eine Vorreservierung nicht möglich. 

Da lassen wir von unserem Besuch am Goldenen Horn doch lieber ab und steuern direkt Stari Grad an. Vor Ort zeigt sich, dass alle Crews im Umkreis von 10 sm dieselbe Idee hatten, zwei Dutzend Schiffe manövrieren im Hafen herum und versuchen die allerletzten Liegeplätze zu ergattern, es werden die Ellenbogen ausgefahren. Wir haben Pech, nach etwa 15 Minuten gibt uns ein hektisch in seine Trillerpfeife pustender Marinero zu verstehen, dass die Marina voll sei. 

Also etwas ernüchtert zurück nach Westen, im zwei Stunden entfernten Milna können wir über die MySea-App noch einen Liegeplatz in der ACI-Marina reservieren und legen dort bei Einbruch der Dunkelheit an. Dort bleiben wir den ganzen nächsten Tag und wettern die kleine Starkwindfront ab, die sogar im Hafen ordentlich pfeift. Wir nutzen den Tag, um durch die engen Gassen des schönen Ortes zu schlendern und in der Nachmittagssonne kühles Bier zu trinken.

Nicht immer war es sonnig, aber trotzdem malerisch, wie hier in Milna.

Tag 4: Milna – Komiža (Vis)

Am Mittwoch laufen wir früh aus dem Hafen aus, da wir gut 30 Seemeilen bis zur Westküste von Vis laufen wollen, von wo aus ein Besuch in der Blaue Grotte auf der nahegelegenen Insel Biševo geplant ist. Der Wind weht aus raumschots mit angenehmen 15 Knoten aus Nord, sodass wir schnell vorankommen und schon am frühen Nachmittag passieren wir den Leuchtturm im äußersten Nordosten von Vis, von wo es zwischen Küste und den kleineren Inseln weitergeht. 

Nach einem kleinen Stopp in der Bucht Stiniva geht es weiter Richtung Westen und wir erreichen nach einem 10-Stunden-Schlag Komiža, wo wir den letzten Liegeplatz an der Kaimauer ergattern. Abends geht es nahe dem Hafen in das Robinson-Restaurant, wo wir im gemütlichen Hinterhof Unmengen an gebratenem Fisch serviert bekommen und den Abend ausklingen lassen.

Neugieriger Besuch in der Marina Komiža.

Tag 5: Komiža – Palmižana (Paklinski-Inseln)

Am kommenden Morgen haben wir schon wieder Pech, die Blaue Grotte ist wegen auflandigem Wind und dem dazugehörigen Schwell geschlossen, aber wir wollen nicht warten und machen uns an die komplette Umrundung von Vis, schließlich haben wir für den Abend eine Boje auf der Nordseite von Sveti Klement gebucht, um dort in einer Konoba zu Abend zu essen. Bei schwachem Wind wechseln wir zwischen Segel und Motor, bis am Nachmittag der Wind auf über 20 Knoten auffrischt. 

Bei auflandigem Wind und einer kurzen steilen Welle gestaltet sich das Festmachen an der Boje zu einer Herausforderung und es braucht zwei Anläufe, bis wir festgemacht sind und mit dem Dinghy an Land können, wo uns ein Tisch in der Konoba “The Fishermans House” erwartet. Als wir den Garten betreten, staunen wir und sind uns einig, dass dies einer der schönsten Orte Kroatiens sein muss. Zum Abendessen gibt es, was gerade verfügbar ist, in diesem Fall sind das köstliche gekochten Artischocken, tagesfrischer, gegrillter Fisch und gebratenes Gemüse. 

So vergeht die Zeit sehr schnell und es wird schon dunkel, als wir zum Schiff zurückkehren und uns auf den Weg in die Marina Palmižana auf den Paklinski-Inseln machen, da wir bei unruhiger Welle und Nordwind nicht an einer Boje übernachten möchten, ein wenig Komfort darf es schon sein. Schneller als gedacht bricht die stockfinstere Nacht herein und wir navigieren in vollkommener Dunkelheit nur nach Plotter und einer nahen Untiefentonne, die uns den ungefähren Kurs anzeigt. Schließlich erreichen wir aber die Hafeneinfahrt, wo uns ein Sektorenfeuer die Kursänderung anzeigt. Der Hafen ist kaum beleuchtet, daher funken wir den Hafenmeister an, ob er uns einen Liegeplatz mit der Taschenlampe zuweist, was er dann auch tut, unterstützt von den Scheinwerfern unserer Nachbarcrews. Als die Yacht fest an Moorings liegt, ist der Skipper erleichtert; Nachtfahrten sind auf offenem Meer doch angenehmer als so nahe dem Land.

Auch wenn wir nicht in die Blaue Grotte auf Biševo konnten, Schnorcheln davor hat sich auch gelohnt.

Tag 6: Palmižana – Kaštela

Am Freitag wachen wir in einem Dschungel auf, die Marina liegt im unbewohnten Dorf Palmižana umgeben von dichter Natur, sogar ein Pfau lässt ab und an seinen Ruf ertönen. Nach dem Frühstück legen wir ab, um die 25 Seemeilen zurück bis Kaštela zu schaffen. Zuerst unter Motor, später unter Segeln lassen wir Hvar hinter uns und legen um die Mittagszeit noch einen Tankstopp in Milna ein, da wir die Rushhour ab 15 Uhr an den Tankstellen vermeiden wollen und selbst jetzt müssen wir etwas Geduld mitbringen, bis die Kaimauer für uns frei wird.

Danach geht es bei halbem Wind genau Richtung Norden. Hier macht sich das doppelte Ruderblatt mit konstanter Anströmung eines Blattes in Verbindung mit den Kimmkanten und Tiefkiel bemerkbar; das erste Reff ist selbst bei 20 Knoten Wind nicht notwendig und die Yacht lässt sich dennoch fast mit zwei Fingern steuern, eine wahre Freude. Die Logge zeigt konstant um die 8 Knoten und die Crew inklusive Skipper kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als wir mit unserem 10-Meter-Schiff einen 45-Fußer hinter uns lassen. Alles in allem ein würdiger Abschluss des Segeltages und unseres Törns, den wir zurück in der Marina Kaštela mit der letzten Flasche Wein entspannt ausklingen lassen.

Frühstück in der Marina Palmižana auf den wunderschönen Paklinski-Inseln.

Zum Revier

Das Revier ist navigatorisch unkompliziert, von einigen Ausnahmen abgesehen sind Untiefen zuverlässig in den Karten eingezeichnet. Die Distanzen sind überschaubar, wenn man keine Meilen machen möchte. Die Inseln fallen schnell tief ab, was in der ein oder anderen Bucht etwas Übung beim Ankern verlangt, aufgrund des zuverlässigen Nordwinds kann aber vielfach auf die teils teuren Liegeplätze in den Marinas verzichtet werden, auch Muringfelder gibt es von Jahr zu Jahr mehr.

Wind und Wetter

Im Sommer weht meist zuverlässig der Maestral aus Nordwest mit anfängertauglicher Geschwindigkeit. Bora und Jugo werden zuverlässig vom kroatischen Wetterdienst vorhergesagt (http://www.meteo.hr/), bei angesagten Starkwinden werden allerdings teils die Liegeplätze in den Marinas knapp, hier sollte man etwas vorplanen.

Literatur

Neben den gängigen Seekarten ist ein guter Revierführer hilfreich, hier ist das Werk „Kroatien: 888 Häfen und Buchten“ von Karl-Heinz Beständig der Goldstandard und sollte bei jedem Törn im Reisegepäck liegen.

 

Bildnachweis:
Alle Bilder: Jan und Crew

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